Weniger Egoismus, mehr Verständnis?
Es ist schon ein paar Tage her. Ich stand vor dem Fenster im Wohnzimmer und schaute auf die Straße. Draußen lief ein junger Vater mit einem Kinderwagen, neben ihm noch ein kleines Mädchen. Nein, er lief. Sie nicht. Das Mädchen musste sich vielmehr beeilen, um hinter ihm herzukommen. Er lief schnellen Schrittes, sie rannte fast.
Und während ich die Szene so beobachtete, kam mir der Gedanke, dass dieses Verhalten bei mir so manches Mal vielleicht nicht anders ist. Auch ich laufe häufig voran, die Kinder hinter mir. Und wie oft heißt es „Komm nun bitte“ oder „Beeil‘ dich“. Klar, man hat ein Ziel vor Augen. Als Erwachsener. Kinder – da muss man einfach mal ehrlich sein – sehen diese Ziele oft nicht. Können sie vielleicht auch so manches Mal nicht sehen.
Und trotzdem erwartet man das von seinem Kind. Immer und immer wieder. Nicht nur, wenn man zu Fuß unterwegs ist. Auch in anderen Situationen. Beim Aufräumen vielleicht oder beim Einkaufen. Man selber möchte es möglicherweise einfach nur schnell erledigt haben und hetzt durch die Gänge im Supermarkt -während für die Kinder hinter jedem Regal ein neues Abenteuer warten könnte.
Der Vater vor meinem Fenster sah dies nicht. Wie ich auch ab und an. Das gebe ich unumwunden zu. Viel zu oft ist man vielleicht mit sich selber beschäftigt, hat Termine oder Erledigungen im Kopf. Dinge, die für die Kinder gar keine Rolle spielen. Erst wir machen sie zu „ihrem Ding“. Und das – seien wir noch einmal ehrlich – ohne nachvollziehbaren Grund.
Daher auch meine Überschrift. Weniger Egoismus für Themen, die eigentlich nur uns Erwachsene betreffen. Und mehr Verständnis für die Welt unserer Kinder.
Vielleicht sollten auch wir Erwachsenen die Welt ein wenig einfacher sehen. Statt kurz vor knapp loszugehen, etwas mehr Zeit einplanen. Oder beim Aufräumen auch mal Kompromisse eingehen. Erwachsenenthemen nicht für Kinder zu wichtigen Dingen machen.
Ich für meinen Teil habe mir vorgenommen, etwas zu verändern. Mehr Verständnis meinen Kindern gegenüber aufzubringen und nicht alles so eng zu sehen. Vor allem aber möchte ich meine Themen nicht länger zu ihren Dingen machen.
(Titelbild: Olichel / Pixabay)
Ich bin 1988 in Emden geboren, Papa von Liam, Jano, Nora und Mila und arbeite als Redakteur bei einer Lokalzeitung.