„Ich glaub, ich hab’ mir den Arm gebrochen!“
Hallo aus dem Klinikum Emden.
Seit Mittwochabend bin ich mit Liam hier. Komplizierter Bruch des Ellenbogens am linken Arm. Operation noch am Mittwochabend, sodass wir erst um 1.30 Uhr in der Nacht auf dem Zimmer waren.
Mittwochabend, 19.20 Uhr, zuhause. Die Kinder machen sich bettfertig. Zähne sind schon geputzt, Carina liegt in der Badewanne, Liam, Jano und Nora spielen. Aus dem Kinderzimmer kommt plötzlich ein „Au!“. Kein „Aua, ich sterbe vor Schmerzen!“, eher ein „Autsch, hingefallen!“. Wenige Sekunden später steht Liam vor mir. „Ich glaub, ich hab’ mir den Arm gebrochen!“, sagt er. Ich denke: „Wird schon nicht so schlimm sein, wenn er noch so fit ist und keinerlei Zeichen von Schmerz zeigt.“
Weit gefehlt! Als ich seinen Arm abtasten will, fällt mir sofort auf, dass die Knochen alles andere als so stehen, wie sie eigentlich sollten. Irgendwas steht da quer, schief und falsch. Der Unterarm „baumelt“ auch irgendwie nur am Oberarm, bewegen kann er den Arm nicht. Ellenbogen ausgekugelt. Denken wir.
Mittwochabend, 19.45 Uhr, zuhause. Carina ruft Oma und Opa an, die nur wenige Häuser weiter wohnen. Zusammen fahren sie mit Liam ins Krankenhaus. Ich bleibe mit Jano und Nora zuhause. Beide gehen ins Bett. Dann kommt eine Nachricht: Röntgen fertig. Ich stelle mich darauf ein, dass Carina und Liam gleich nach Hause kommen. Doch kurze Zeit später klingelt das Telefon. Opa. „Packst du für dich und Liam eine Tasche? Er muss operiert werden, ist schon auf dem Weg in den OP.“
Mittwochabend, 21 Uhr, Klinikum Emden. Ich bin im Krankenhaus angekommen. Der Onkel der Kids passt zuhause auf Jano auf, Nora ist mit mir gekommen. Zudem: Eine Tasche mit Kleidung, iPhone Ladekabel etc. Liam liegt in der Notaufnahme, es soll gerade der Zugang gelegt werden. Das klappt nicht. Das klappt ein weiteres Mal nicht. Der nächste Versuch soll dann im OP-Bereich erfolgen. Zusammen mit der Anästhesistin bringen wir Liam nach oben, der mir bereits eine Tapferkeitsurkunde zeigen kann.
Mittwochabend, 21.15 Uhr, OP-Bereich im Klinikum Emden. Liam wird vom OP-Team freundlich begrüßt und wir verlassen den OP-Bereich. Auf der Kinderstation sollen wir warten, eine halbe Stunde ist angesetzt.
Mittwochabend, 23.30 Uhr, Kinderstation. Wir warten immer noch. Langsam macht sich Nervosität breit. Angesetzt waren 30 Minuten, mehr als zwei Stunden sind vergangen. Auf Nachfrage erfahren wir, dass sich die OP etwas verschoben hat, weil der OP noch belegt war. Liam ist jetzt im OP.
Donnerstagnacht, 0.30 Uhr, Kinderstation/Überwachungsstation. Inzwischen ist Liam im OP fertig und wir dürfen zu ihm auf die Überwachungsstation. Dort erzählt uns die Anästhesistin, dass die OP seitens der Narkose optimal lief und er ein sehr freundlicher und toller Patient sei. Trotz des vorherigen Abendessens gab es keine Probleme mit der Narkose. Carina verabschiedet sich von Liam, der noch schläft und macht sich mit der schlafenden Nora auf den Weg nach Hause. Ich bleibe bei Liam.
Donnerstagnacht, 1.30 Uhr, Kinderstation. Wir dürfen aufs Zimmer! Nachdem Liam wieder fit ist und vor allem auch wach und sehr gesprächig, dürfen wir nun auf die Kinderstation. Unser Zimmer teilen wir uns mit einem älteren Herren (70+). Man ist eben nur so alt, wie man sich fühlt. Oder so. Die Nacht ist ruhig. Einzig die Nachtschwester kommt regelmäßig vorbei, da sie alle paar Stunden Fieber und Blutdruck messen muss. Es ist aber alles in Ordnung.
Donnerstagmorgen, 7.20 Uhr, Kinderstation. Nach dem Wecken gehen Liam und ich Zähneputzen. Er ist soweit fit, gut drauf und hat keinerlei Schmerzen. Dann gibt es Frühstück. Der ältere Herr im Zimmer soll heute einen Herzschrittmacher bekommen. Warum er auf der Kinderstation liegt, verstehe ich bis heute nicht.
Nach einem Besuch der Schwester und dem Abnehmen vom Gips, geht es nun wieder zum Röntgen. Dort ist alles in Ordnung, später gibt es auf dem Zimmer einen neuen Gips. Die Ärztin war zufrieden und wir bekamen auch die Diagnose: Massiv dislozierte supracondyläre Humerusfraktur links mit Medianusaffektion. Auf deutsch: Ein stark verschobener Bruch oberhalb des Gelenkkopfs vom Oberarm. Dazu war auch der Nerv betroffen.
Inzwischen gab es auch Besuch, ein Eis und Fernsehen.
Donnerstagmittag, Kinderstation. Nach dem Mittagessen mussten wir umziehen. Ein neues Zimmer also, weil das bisherige gebraucht wird. Wir kamen mit einem weiteren Kind mit Papa auf ein Zimmer. Nachmittags gab es noch mehr Besuch, noch ein Eis und viele Genesungswünsche.
Donnerstagabend, 18 Uhr, Kinderstation. Nach dem (etwas kargen) Abendessen, schlief Liam schon um kurz nach 18 Uhr. Die Nachwirkungen der Narkose und die kurze Nacht zuvor, waren ihm anzumerken. Gegen 19 Uhr kam allerdings noch einmal Besuch, über den er sich sehr gefreut hat. Danach war aber wirklich Schicht im Schacht. Die Nacht war etwas unruhig, aber an sich ganz in Ordnung.
Wird fortgesetzt…
Ich bin 1988 in Emden geboren, Papa von Liam, Jano, Nora und Mila und arbeite als Redakteur bei einer Lokalzeitung.
Wow.. Respekt wie er das durchhält. Ich habe mir vor 4 Wochen den Arm an genau derselben Stelle gebrochen. Das war aber ein glatter Bruch und ich brauchte nur eine Schiene. Es tat höllisch weh und wird mich noch einige Monate beschäftigen. Möchte mir gar nicht vorstellen, wie ich reagieren würde, wenn das meiner Tochter passiert.
Kann das voll nachvollziehen. Habe vor 10 Jahren einen Ellenbogentrümmerbruch gehabt und mir sämtliche Nerven zerrissen. Hatte damals auch keine Schmerzen allerdings war meine OP knappe 6 Std. wegen des Puzzlespiel was die Ärzte in meinem Ellenbogen hatten. Nach 6 – 8 Wochen ist das gröbste vorbei und nach 6 Monaten sollte alles vorbei sein bis auf etwas Wetterfühligkeit. Daumen hoch für den kleinen Helden, die das so großartig meistert