Kinder und Terror
Am Freitag wurde es still in der Welt. Attentäter ermordeten in Paris 129 Menschen und verletzten an verschiedenen Orten in der Stadt mehr als 350 Menschen. Alles zu der Zeit, in der die deutsche Nationalmannschaft in Paris gegen Frankreich ein Freundschaftsspiel austrug. Ich habe lange überlegt, ob dieses Thema in diesem Blog einen Platz finden kann, vielleicht sogar finden muss. Heute – schon einige Tage nach den schlimmen Ereignissen – bin ich zu einem Ergebnis gekommen: Ja, dieses Thema gehört hierher!
Vielleicht gar nicht mal, weil wir und unsere Kinder betroffen sein könnten, auch nicht, weil Liam mit seinen fünf Jahren, Jano mit zwei Jahren oder Nora mit fast sieben Monaten großartig etwas davon mitbekommen haben. Aber alleine aus dem Grund, dass Paris nicht weit entfernt ist und der Terror somit uns auch noch näher treffen könnte. Das Anschlagsziel zeigt doch eindeutig, dass nicht nur das französische Volk als Opfer auserkoren ist. Neben den beiden deutschen Opfern in Paris sind auch viele weitere Menschen aus unserem Land betroffen. Alleine schon, da das Anschlagsziel ein internationales Fußballspiel gleichermaßen im Fokus hatte, wie das Konzert einer US-Band. Ziel der Anschläge war also mehr die internationale Gemeinschaft, die Europäische Union und aus meiner Sicht auch Deutschland direkt.
Wie erleben Kinder den Terror?
Um es kurz zu machen: Jano und Nora sind noch viel zu jung, um überhaupt etwas von diesen Anschlägen mitzubekommen oder zu realisieren, was dort passiert ist. Und auch Liam hat keine Ahnung, was da in Paris geschehen ist. Im Kindergarten war dieses Thema nicht an der Tagesordnung – und ich finde das gut. Kinder müssen nicht mit einem solchen Thema zusammengebracht werden, wenn es sich vermeiden lässt. Für Kinder in Paris und Frankreich allgemein sieht dies aber ganz sicher anders aus. Das wird alleine durch das Video hier deutlich, in dem ein kleiner Junge sich zusammen mit seinem Vater zum Terror in Paris äußert.
„Die haben Waffen, wir haben nur Blumen! Und Kerzen!“
French father and son have the most precious conversation in interview about Paris attacks. I feel better too now, thanks!A father and son have the most precious conversation during an interview by french media at the scene of the Bataclan attacks. I saw that it hadn’t been subtitled in english yet, so I made a quick edit to show the rest of the world how freakin awesome some of our citizens are. They’re my heros. I feel better too now! (Courtesy of Le Petit Journal) #paris #bataclan #parisattacksOriginal Segment: http://bit.ly/1Lix9L2Original Video (french): https://www.facebook.com/PetitJournalYannBarthes/videos/1013093998733798/
Posted by Jerome Isaac Rousseau on Montag, 16. November 2015
Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie Liam diese Szenerie aufnehmen würde, welche Reaktionen er zeigen würde. Mit seinen fünf Jahren interessiert er sich für viele Dinge und ich bin wirklich froh, dass der Krieg in der Welt, dass der Terror da nicht zugehört.
Wir leben in einer privilegierten Welt, in der Krieg und Angst seit vielen Jahren eigentlich keine große Rolle mehr spielen. Hoch oben im Norden, in Ostfriesland – was soll da schon passieren? Ziemlich viel, wenn man liest, dass die Stadt Norden als Terrorziel eine Option wäre. Ich mag es mir nicht vorstellen und ich hoffe inständig, dass Liam, Jano und Nora (und auch alle anderen Kinder, hier und anderswo) von derartigen Erfahrungen verschont werden, wie sie jetzt wieder zahlreiche Kinder in Paris, Beirut und wo auch immer noch machen mussten.
Müssen wir mit unseren Kindern darüber reden? Ich denke schon.
Auch wenn ich es vielleicht nicht möchte, werde ich spätestens in Zukunft mit Liam über derartige Themen sprechen müssen. Heute weiß er vielleicht vom Terrorakt in Paris noch nichts, aber das kann sich schnell ändern. Wir haben ein Radio, wir haben einen Fernseher. Und wenn er etwas aufschnappt, gibt es Klärungsbedarf.
Wie handhabt ihr das? Wissen eure Kinder von den Ereignissen? Wie haben sie reagiert? Was habt ihr ihnen erklärt und gesagt?
Weiterführende Links zum Thema Kinder und Terror:
Ich bin 1988 in Emden geboren, Papa von Liam, Jano, Nora und Mila und arbeite als Redakteur bei einer Lokalzeitung.