Niedersachsen: Halbjahreszeugnisse mit und trotz Corona
Moin!
Heute gab es in Niedersachsen Halbjahreszeugnisse. Für Liam war es das erste Zeugnis an der neuen Schule. Und das richtige Zeugnis gab es noch nicht einmal. Stattdessen gab es per E-Mail eine „Digitale Zeugnis Kopie“. Das richtige Halbjahreszeugnis gibt es dann, wenn die Kinder wieder in die Schule gehen, also zum Präsenzunterricht. Nach aktuellem Stand wäre dies der 15. Februar, doch bisher ist ja allgemein noch unklar, ob es zu diesem Zeitpunkt überhaupt so weitergehen kann, wie geplant.
Liams ist Zeugnis ist in Ordnung. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Zu einem „sehr gut“ und einem „gut“, also einer 1 und einer 2 gesellen sich ansonsten „befriedigende“ und „ausreichende“ Noten.
Welche Aussagekraft hat das Zeugnis dank Corona?
Grundsätzlich also ausbaufähig, aber insbesondere unter Betrachtung der gegenwärtigen Umstände aus meiner Sicht in Ordnung. Zumal sich die Frage stellt, inwieweit ein solches „Corona-Zeugnis“ überhaupt Aussagekraft hat. Immerhin fehlt den Kindern der aktuellen 5. Klassen beinahe ein ganzes Halbjahr der 4. Klasse aus der Grundschule, nachdem am 13. März 2020 die Schulen geschlossen wurden und es nach dem ersten Lockdown lediglich mit dem Szenario B und damit mit Wechselunterricht oder gar Szenario C und dem Homeschooling weiterging.
Und dazu ist auch der Unterricht in der neuen 5. Klasse ganz anders, als es zu normalen Zeiten wäre – auch hier gab es vornehmlich den Wechselunterricht in halber Klassenstärke oder Homeschooling im Szenario C. Vor allem die mündliche Beteiligung kann aus meiner Sicht somit gar nicht regulär bewertet werden, ebenso wurden Klassenarbeiten abgesagt, neu angesetzte Tests als Ersatz fielen dann dem neuerlichen Wechsel ins Szenario C zum Opfer und fanden ebenfalls nicht statt. Die Leistung der Schülerinnen und Schüler zu beurteilen und zu bewerten ist somit aus meiner Perspektive als Vater zumindest schwierig. Denn auch der persönliche Aspekt, bezogen auf Sozialverhalten und Arbeitsverhalten, fällt zumindest ansatzweise aus der Betrachtung heraus. Videokonferenzen und Co. können das auch nur bedingt auffangen.
Lehrer leisten gute Arbeit
Keinesfalls soll dies Kritik an den Lehrerinnen und Lehrern sein. Diese machen ihre Arbeit aus meiner Sicht wirklich gut, stehen via IServ, per Mail oder auch telefonisch regelmäßig zur Verfügung und geben alles, um die Kinder bestmöglich begleiten zu können. Somit ist auch gar keine Schuldfrage zu klären, warum manche Noten so aussehen und andere so.
Die Lehrkräfte an Liams Schule tun also was sie können – und trotzdem bleibt zumindest ganz allgemein noch ein „Geschmäckle“.
Die Kinder waren die vergangenen Monate seit Beginn des aktuellen Schuljahrs mehr Zeit zuhause, als dass sie im Klassenraum gesessen haben.
Halbjahreszeugnis hat später keine Relevanz mehr
Ich habe also die Vermutung – nicht mehr, aber auch nicht weniger -, dass Liams Zeugnis unter regulären Bedingungen besser hätte ausfallen können. Mehr 3er statt 4er zum Beispiel. So ganz zufrieden ist Liam letztlich eben auch nicht.
Aber das sind dann auch Dinge, an denen er arbeiten kann. Er weiß nun, was er tun muss, welche Fächer mehr Aufmerksamkeit brauchen und auch, welche Unterschiede es zur Zeit an der Grundschule gibt.
Und mal ehrlich – in einem halben Jahr kräht kein Hahn mehr danach, welche Zensuren auf dem Halbjahreszeugnis standen. Und im Laufe der Jahre sinkt die Relevanz dieses „Corona-Zeugnisses“ mehr und mehr. Zumindest mich hat noch niemand gefragt, wie mein Zeugnis nach dem ersten Halbjahr der 5. Klasse ausgesehen hat. Und auch alle anderen Halbjahreszeugnisse spielten später keine Rolle mehr.
Wie steht ihr denn zu den aktuellen Zeugnissen und deren Aussagekraft?
Ich bin 1988 in Emden geboren, Papa von Liam, Jano, Nora und Mila und arbeite als Redakteur bei einer Lokalzeitung.