• 16. September 2024

Warum 0,0 Promille während der Schwangerschaft so wichtig sind

Alkoholkonsum während der Schwangerschaft kann schwerwiegende und lebenslange Folgen für das ungeborene Kind haben. Schätzungen zufolge sind etwa 1,7 Prozent aller Neugeborenen in Deutschland von einer Fetalen Alkoholspektrumstörung (FASD) betroffen. Anlässlich der FASD-Aktionswoche vom 9. bis 16. September 2024 fordert die Ärztekammer Niedersachsen ein Umdenken im gesellschaftlichen Umgang mit Alkohol.

Die Gefahren von Alkohol in der Schwangerschaft

Mentale und psychische Störungen, Untergewicht, Wachstumsstörungen, Verhaltensstörungen und verminderte Intelligenz – dies sind nur einige der unheilbaren Folgen, die durch Alkoholkonsum während der Schwangerschaft entstehen können. Dr. med. Laura Pavel, Mitglied der Kammerversammlung der Ärztekammer Niedersachsen (ÄKN), erklärt: „Die Organe des ungeborenen Kindes sind noch nicht fertig entwickelt und sehr vulnerabel. Der Alkohol wird ungefiltert über die Plazenta von der Mutter auf den Feten übertragen und verursacht dort zum Teil irreparable Schäden.“ Besonders das Gehirn reagiert empfindlich auf Alkohol.

Was ist FASD?

Selbst ein einmaliger Alkoholkonsum während der Schwangerschaft kann Folgen haben. Die daraus resultierenden neurologischen und psychiatrischen Krankheitsbilder werden unter dem Begriff „Fetale Alkoholspektrumstörung“ (FASD) zusammengefasst. Betroffene Kinder und Erwachsene leiden unter körperlichen und geistigen Störungen sowie Verhaltensauffälligkeiten und Lernschwierigkeiten. Angela Schütze-Buchholz, Fachärztin für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, betont: „Wir können FASD-Patientinnen und -Patienten therapeutisch und medikamentös unterstützen, aber sie sind ein Leben lang auf Hilfe angewiesen. Die Störungen sind nicht heilbar.“

Gesellschaftliche Verantwortung

Die Verantwortung für den Schutz des Fötus liegt nicht allein bei den Müttern. Alkohol ist in unserer Gesellschaft allgegenwärtig und wird zu vielen Anlässen selbstverständlich konsumiert, was den Verzicht erschwert. Dr. Pavel unterstreicht: „Als Gesellschaft müssen wir uns Gedanken darüber machen, wie wir besser mit Alkohol umgehen können. Dazu können mehr Aufklärung und ein höheres Bewusstsein für die Risiken einen Beitrag leisten – aber auch Einschränkungen in der Verfügbarkeit von Alkohol, eine Veränderung der Preisgestaltung sowie die allgegenwärtige Sichtbarkeit in Form von Werbung sind Themen, über die wir sprechen müssen.“

FASD ist nur eine von über 200 Krankheiten in Deutschland, für die Alkohol verantwortlich oder an deren Entstehung er beteiligt ist. Die Bandbreite reicht von alkoholischen Lebererkrankungen und Alkoholabhängigkeit über verschiedene Krebsarten und Herz-Kreislauferkrankungen bis hin zu Typ-2-Diabetes, Atemwegserkrankungen und Verletzungen. Im Jahr 2016 starben in Deutschland 19.000 Frauen und 43.000 Männer an ausschließlich auf Alkohol zurückzuführenden Todesursachen. Ein bewussterer Umgang mit Alkohol und umfassende Aufklärung können helfen, diese Zahlen zu senken und insbesondere ungeborene Kinder zu schützen.

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